Freitag, 24. November 2017
Das Kopfkissenbuch: DIY gegen Novemberblues
Wie schon im letzten Jahr darf ich wieder bei Dorthes wunderbarem Blog-Hop „DIY gegen Novemberblues“ dabei sein. Novemberblues kenne ich eigentlich gar nicht, eher Novemberstress, meist ist diese Jahreszeit sehr arbeitsreich. Viele Projekte wollen noch fertig werden und dann steht auch plötzlich die Weihnachtszeit vor der Tür und so vieles ist zu tun, so wenig Zeit, innezuhalten. Dabei ist die dunkle Jahreszeit doch so schön zum Innehalten und Reflektieren, zum Rückschau halten und dankbar sein. Kleine Pausen dafür gönne ich mir trotzdem jeden Tag, eine ganz regelmäßig vor dem Schlafengehen. Auf meinem Nachtisch liegt ein kleines Tagebuch, in dem jeden Abend ein oder zwei Sätze notiere über den vergangenen Tag, möglichst nur positives. Im Zurückblättern merke ich dann immer wieder, wie schön doch das Leben ist.
Bisher war dieses Büchlein auf meinem Nachtisch gar kein selbstgebundenes, wieso eigentlich nicht? Also das passende Projekt für das DIY gegen Novemblues.
"Kopfkissenbuch" wollte ich es nennen, dieser Name kam mir im Oktober einfach so in den Kopf und ein bischen naheliegend ist es ja auch. Damals dachte ich auch noch, dass es aus Stoff sein wird. Kurz danach stolpere ich in dem Buch "Die Kieferninseln" , das in Japan spielt, über genau diesen Begriff: Kopfkissenbuch.
Das Internet sagt mir, dass es sich bei dem "Kopfkissenbuch der der Dame Sei Shōnagon" um ein berühmtes uraltes Stück japanischer Literatur handelt. Es soll ursprünglich in einem Kopfkissen aus Porzellan aufbewahrt worden sein und enthält meist kurze tagebuchartige Einträge über das Leben am Hof und viele kluge Weisheiten über das Schöne im Leben!
Bevor ich mich jetzt in der japanischen Literatur im Jahr 1000 auslasse, plädiere ich dafür, selbst ein Kopfkissenbuch zu führen und auch besonders dafür, es selbst herzustellen.
Meine erste Idee war ein genähter wattierter Kopfkissenumschlag, auf dem man getrost auch einschlafen könnte, aber ich muss zugeben, ich bin gescheitert. Gerade, weil in dieser Blogreihe so viele Näh-Erfahrene mitmachen, wollte ich keine Näh-Anleitung schreiben, lieber etwas, womit ich mich besser auskenne. Ein wenig Nähen ist aber trotzdem nötig.
Materialien:
• SnapPap in weiß, A3
• Stofffarbe oder Acrylfarbe
• schönes Papier in A4 für die Innenseiten
• Stickgarn
• Wäscheknopf
• etwas Wachs
Werkzeuge:
• Rollschneider, Lineal, Schneidematte
• Schere
• Pinsel oder Schwamm
• Bügeleisen
• Falzbein
• Ahle oder Prickelnadel
• Sticknadel
• Nähmaschine
SnapPap wird als veganes Leder verkauft, oder als waschbares Papier. Es ist eigentlich ein sehr stabiles Papier mit Kunststoffbeimischung, das sich färben, bedrucken, waschen, falten und nähen lässt. Ich bin total begeistert von dem Material! Es ist stabil und flexibel zugleich und lasst sich herrlich bemalen, hat fast einen Aquarellpapier-Charakter.(ich werde nicht dafür gesponsert, warum eigentlich nicht?)
Für das Buch schneide ich einen Streifen 22 x 42 cm zu (die Breite des DINA3 Bogens) zu, feuchte das Material gut an und male es großzügig mit Stoffdruckfarbe an. Dieser Farbton war noch von der letzten Druckaktion übrig geblieben, auf dem nassen Untergrund verläuft die Farbe schön wolkig und ungleichmäßig. Das SnapPap bemale ich von beiden Seiten und lasse es gut trocknen. Natürlich kann es auch auf jede andere Art und Weise bedruckt oder bemalt werden. Ich wollte nur etwas ganz ruhiges, traumzartes...
In der Zwischenzeit kann ich die Innenseiten des Buchs ausdrucken. Hier habe ich sie für euch zum Download bereitgestellt. Es gibt zwei Zeilen pro Tag, eine Woche auf einer Seite. Beim doppelseitigen Ausdruck braucht man also für ein ganzes Jahr 13 Bögen Papier. Ich nehme am liebsten leicht gelbliches Werkdruckpapier, das nicht so hart weiß ist wie normales Kopierpapier.
Alle Seiten falze ich ich auf die Hälfte, das Heft hat dann das Format DINA5. Die gefalteten Seiten sammle ich zu drei Lagen, stecke also die Bögen ineinander. Bei 13 Bögen passt das nicht genau, ich kann als erstes das Deckblatt und hinten unbedruckte Seiten dazu nehmen, damit jede Lage 4 Bögen hat.
Das getrocknete SnapPap falze ich nun auf das endgültige Maß nach diesem Schema. Der übrige Teil links ergibt eine Tasche, in die man Geheimnisse stecken kann. Dabei ist es sinnvoll die Linien mit dem Falzbein vorzurillen und dann umzuknicken.
Auf der Vorderseite in der Mitte nähe ich den Wäscheknopf an. Dabei sollten die beiden Löcher nicht zu nah beieinander liegen, damit sie nicht einreißen. In dem hintern Falz mache ich auch zwei Löcher, durch die ich ein Gummiband oder Stickgarn fadle und eine Schlaufe daraus mache. Dann kann ich die Tasche einklappen und mit der Nähmaschine oben und und unten absteppen.
Zusätzlich zu den Innenseiten biete ich hier das Heftschema zum Download an. Das ausgedruckte Schema lege ich auf den Buchrücken, fixiere es mit einer Wäscheklammer und steche ich Löcher vor. Eine Prickelunterlage ist dabei sinnvoll.
Die Innenseiten steche ich ebenfalls nach dem gleichen Schema vor, jeweils in der Mitte jeder Lage. Dabei ist es praktisch, die Lage an den Rand einer Schachtel zu legen und in die Luft zu stechen, so trifft man besser genau die Mitte des Falzes.
Jetzt geht es ans Einheften der Seiten. Dafür sollte das Garn gewachst werden. Das machen die Buchbinder so. Ich ziehe einfach das Garn durch Stückchen Wachs, dadurch wird der Faden stabiler, verknotet sich nicht so leicht und rutscht leichter durch das Papier.
Dann hefte ich die drei Lagen nacheinander in den Bucheinband. Das geht nach dem 5-Loch-Schema ganz einfach. Ich schneide mir das Garn ca. 2,5 x so lang wie der Buchrücken zu, davon brauche ich drei Stücke.
Man fängt in dem inneren Loch in der Mitte an, lässt den Faden ein Stückchen hängen, macht noch keinen Knoten, geht zum nähsten Loch (1), und innen zum letzten wieder heraus (2), von dort wieder ins vorletzte Loch (3) und dann innen über die Mitte hinweg auf die andere Seite zum vorletzten Loch (4), in einer Schlaufe zum letzten wieder hinein (5), wieder raus (6) und am Ende wieder durch die Mitten nach innen (7)... alles klar?
Dort kann ich nun einen Doppelknoten machen, und zwar so, dass der durchgehende Faden in der Mitte davon eingeschlossen wird. Das gleiche wiederhole ich bei den anderen drei Lagen und schon ist das Kopfkissenbuch fertig.
Fast fertig, es kam mir von außen etwas zu schlicht vor. Also habe ich mir schnell noch einen japanisch anmutenden Fischstempel geschnitzt. Denn Freitags gibt es hier meistens Fisch (und bei Frau Fischer) Natürlich könnt ihr das Buch in völlig anderen Farben und Motiven bemalen oder bedrucken, es gibt so viele Möglichkeiten!
Meine Idee ist überhaupt nicht weihnachtlich, aber bestens als Weihnachtsgeschenk geeignet.
Und nächstes Jahr ist es dann voll mit schönen Erinnerungen!
Der November ist schon fast um, bisher gab es bei alle diesen Blogs schon tolle Ideen gegen den Novemberblues, schaut mal hier:
Mi 01.11. Verena einfache Tischsets Einfach bunt Quilts
Do 02.11. Jule kleine Drachen chaosandqueen
Fr 03.11. Katharina Adventskalender zum Ausdrucken 4Freizeiten
Mo 06.11. Dominique Weihnachtswichtel kreamino
Di 07.11. Gesine Weihnachtsstrümpfe Allie and me Design
Mi 08.11. Sandra Handtücher aufpimpen Hohenbrunnerquilterin
Do 09.11. Iva Regenboden Petit-Four-Basket Schnig Schnag – Quilts and more
Fr 10.11. Kasia Täschchen mit Stickdatei madebykasia
Mo 13.11. Anne kleiner Taschenwärmer Cut.Sew.Love
Di 14.11. Dorthe Geschenkbeutel Teil 1 lalala patchwork
Mi 15.11. Nadra ellis & higgs
Do 16.11. Katherina stitchydoo
Fr 17.11. Susanne nahtlust.de
Mo 20.11. Andrea Quiltmanufaktur
Di 21.11. Katharina Der Rabe im Schlamm
Mi 22.11. Emma Frühstück bei Emma
Do 23.11. Sara Sara&Tom saraundtom
Und nächste Woche geht es noch weiter mit diesen hier:
Mo 27.11. Kristina Am liebsten Bunt
Di 28.11.Christiane Lillelütt
Mi 29.11. Katharina 4Freizeiten
Do 30.11. Dorthe Geschenkbeutel Teil 2 lalaala-patchwork
17 Kommentare:
Anonyme Kommentare sind jetzt wieder zugelassen, aber dazu dann auch die Sicherheitsabfrage, sonst werde ich mit Spam Mails zugemüllt. Ich bitte dafür um Verständnis. Vielen Dank für jeden Kommentar!
Mit dem Absenden deines Kommentars bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung (https://muellerinart.blogspot.de/p/datenschutz.html) sowie die Datenschutzerklärung von ((https://policies.google.com/privacy?hl=de) Google gelesen hast und akzeptierst.
Was für ein schönes Ritual jeden Abend positive Erlebnisse aufzuschreiben! Wie interessant: die Geschichte um das Kopfkissenuch, ich hatte noch nie davon gehört. Dein Kopfkissenbuch mit Fisch ist so toll! Danke Michaela!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Dorthe
Wunderschön, liebe Michaela. Ich arbeite ja auch so gerne mit snappap und finde dein Buch mit den Gedanken wnderbar. Das Kopfkissenbuch kenne ich und finde es bezaubernd. Nun hat es eine tolle Schwester bekommen.
AntwortenLöschenLG. Susanne
Ein tolles Buch! Und Danke für die Tips.
AntwortenLöschen♡liche Grüße von
Sabine aus WO(rms)
Danke für das tolle Tutorial! Wunderschön. So bringst Du mich auf den Geschmack für SnapPap. Zartes Blau gegen Novembergrau, super. Ganz herzlich, Elvira
AntwortenLöschendu siehst mich tief beeindruckt! das kopfkissenbuch ist so schön geworden und das tutorial absolut müllerin-buch-mäßig mit ganz tollen fotos. die passen doch schon prima ins nächste buch ;-)!
AntwortenLöschendieses snappap interessiert mich ja jetzt doch... ach ja, und der fisch ist fantastisch!
liebe grüße
mano
Welch wunderbarer Anstoß, nur die schönen Dinge des Tages zu notieren und vorm Schlafengehen noch einmal daran zu denken!
AntwortenLöschen... und mit wie viel Aufwand du den Buchbinde-Prozess hier noch einmal zeigst, dabei braucht man ja nur ins BUNTE BÜCHER Buch zu schauen...
Liebe Grüße Ulrike
Danke liebe Michaela, für diese tolle Tutorial. Dein Kopkissenbuch ist eine zauberhafte Idee, auch als Geschenk. Du hast es sehr ausführlich erklärtund toll bebildert, da dürfte ja für mich, die noch nie ein Buch gebunden hat, das Nachmachen auch funktionieren. Ich möchte gerne mal ein eigenes Buch binden.
AntwortenLöschenNochmal vielen Dank
LG
Alexandra
Liebe Michaela,
AntwortenLöschenwas für ein wunderschönes Kopfkissenbuch ... die Farben und den passenden Fisch perfekt. Ich hoffe es gibt viele positive Dinge reinzuschreiben und du gönnst dir auch tagsüber ein paar ruhige Momente!
Liebe Grüße
Sabine
So ein schönes Kopfkissenbuch! Ich schreibe schon seit Jahren, meine "Vergnügungen" auf-aber nur sporadisch. Eine schöne Idee, das regelmäßig zu run. Und vor allem eine
AntwortenLöschenLiebe Grüße Andrea tolles Buch, das du gemacht hast!
Ohhh... der letzte Satz ist ein bisschen durcheinander geraten. Aber ich glaube, du weißt, was ich sagen wollte... ;-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße Andrea
Hi. Das ist eine so schöne Tradition von Dir und jetzt kleidet es sich noch in ein wunderbares, selbstgemachtes Buch. Und eine tolle, inspirierende Anleitung mit November blue, kein Blues!
AntwortenLöschenDankeschön!
Ein schönes Wochenende mit vielen schönen Erlebnissen für das Kopfkissenbuch.
Nina
Eine schöne Idee. Ich bin ja Neubastler :-) So nach und nach werde ich mich dann auch an solche schönen Dinge wagen.
AntwortenLöschenBis dahin schaue ich bei Dir zu.
Liebe Grüße
elke von elkeworks.de
Wie schön, dass du das schon länger machst und du nun dein selbstgemachtes Kopfkissenbuch hast... Auch dein Ausflug in die alte japanische Literatur - anregend mal wieder... ;-). Neulich habe ich bei Haemin Sunim den Hinweis gelesen, zum Abend drei Freuden vom Tag zu notieren, und sogleich angefangen, in einem geschenkten (Kopfkissen-)Büchlein... Aber wenn das voll ist, kann ich ja ein eigenes Kopfkissenbuch machen ;-). Tolle Anleitung. Liebe Grüße Ghislana
AntwortenLöschenOh, ist das alles toll: Die tolle Idee, die perfekte, verständliche Anleitung, die Downloads und die schönen Fotos dazu! DANKE, vielleicht hole ich doch noch mal meine Nähmaschine heraus...
AntwortenLöschenLiebe Grüße und bis Dienstag
Christine
Hallo Michaela,
AntwortenLöschendas ist eine so wunderschöne Idee. Ich schreibe auch immer gerne was auf; habe jahrelang Tagebücher geschrieben. Aber so ein Buch fände ich auf meinem Nachttischlein eine feine Idee. Ob ich aber jeden Abend ein paar positive Dinge zusammenbekomme? Im Moment eher nicht ;( Aber deine Anleitung werde ich mir auf jeden Fall speichern, da ich unbedingt so ein Büchlein machen möchte. Vielen Dank dafür.
Dir noch einen schönen Sonntag,
Yna
Abends nochmal inne zu halten und an das Positive des Tages zu denken. Das mache ich auch oft. Das Leben wird leichter und man wird sehr dankbar. Aber es auch aufzuschreiben, finde ich schon toll. Vor allem in so ein tolles Büchlein, das du typisch nach MüllerinArt umgesetzt hast. Die schönen Blautöne und natürlich der Fisch. Danke!!!
AntwortenLöschenLG Ute
Bei uns gab es eine zeitlang das Ritual, dass beim Abendessen jeder gesagt hat, was ihm am Tag besonders gefallen hat und wofür er/sie dankbar ist. Seit aber nicht mehr alle zur gleichen Zeit am Tisch sitzen, hat das irgendwie aufgehört... Deine Kopfkissenbuch-Idee ist eine wunderschöne Sache und könnte bei mir zum neuen Ritual werden. Danke für die tolle Anregung - auch basteltechnisch :-)
AntwortenLöschenLG, Sandra